Furchtlos alle Proben schon bestanden, ward Ihr immerdar bei Eurer Pflicht, schon die 1902 Euch kannten, „Hirschen“ zu verderben seid Ihr nicht.

Zitat aus der Chronik „Die Hirschen“ – Fritz Wepper

Folgende Texte sind Original-Abschriften (Auszugsweise) aus der Chronik „Die Hirschen“ – es wurde die altdeutsche Schreibweise und die Wortwahl beibehalten.

Gründung

Im benachbarten Orte Solln war es im Jahr 1903 als Herr Restaurateur Wilhelm Ulmer ein Häuflein Schützen um sich sammelte, um mit denselben in fröhlichem Zusammenwirken und nicht unterschätzender Unterstützung seinerseits den „hochedlen Schießsport“ huldigte.

Die Gründungsmitglieder der Schützengesellschaft „Die Hirschen“ waren die Herren:

Ernst, Albert „Bauführer“, Schopp, Max „Elektrotechniker“,
Arnold, Josef „Stadtgartenverwalter“, Maier, Georg „Baumeister“,
Ulmer, Wilhelm „Restaurateur“, Eckstein, Hans „Bäckermeister“.

Vorbenanntes Häuflein verstand es, sich und die Ihrigen mit allen möglichen Nebenbeschäftigungen zu unterhalten, selbst sangeskundige Schützen waren darunter. Dies bestätigt ein Protokoll vom 12. Dezember 1904, zugleich mit der Abhaltung eines Carnevals nach dem Vorbilde eines Jahrmarktes.

Die Gen. Verfassung vom 2. Januar 1905 bringt den Rücktritt des Schützenmeisters A. Ernst und als 1. Schützenmeister Herrn Ant. Billmeier. Am 13. August 1905 wird ein großes Sternschießen und Tauben- und Bockschießen und sonstigen Volksbelustigungen im Garten Ihres Haus zum „Hirschen“ in Solln vermerkt. Die Gen. Verfassung am 14. Oktober 1905 zeigt wieder Herrn A. Billmeier 1.er und A. Ernst als 2. Schützenmeister.

Schützenkette

Das Jahr 1912 wurde für die Hirschen ein besonderes Gedenken, die Stiftung der Schützenkette durch Herrn Günther Dietzel, Geweihhaus München einem eifrigen, opferwilligen Schützenbruder, der es verstand, die damaligen Schützen zu fesseln.

Der 1. Schützenkönig war Herr Arnold, Josef – September 1912. Das Protokoll vermerkt feuchtfröhliche Sitzung bis zum Morgengrauen.

Das Gen. Protokoll vom 10.10.1912 bestätigt den Erhalt eines schönen Gedenkthalers durch die Herren Ernst Albert Fikentscher, Fritz und Fuchs, Karl.

Gem. Verfassung am 11.10.1913 „Feier des 10jährigen Bestehens“ Schützenmeister A. Ernst stiftet aus diesem Anlasse eine selbstgefertigte Gedenktafel für Ehrenmitglieder und Schützenkönige. Stiftung eines gestickten Fahnenbandes der Vereinigung Haidhausen.

Ferners wurde noch das Gedenken an das verdiente, verstorbene Mitglied Herr Bürgermeister Buchhierl von Solln erwähnt.

Das Jahr 1914 griff gebieterisch mit rauher Hand in die Weiterentwicklung und unserer Schützenbrüder folgten in Vollzahl dem Rufe des Vaterlandes. Die Geschichte der Gesellschaft schweigt infolge der Dauer des Krieges bis 1921.

Fahnenstandarte

Erstmals fand sich die Gesellschaft durch das übrige Betreiben des Schützenbruders Schneeberger, Georg im Löwenhof in Sendling. Die Gesellschaft ernannte die Herren Fikentscher, Fritz zum 1. und Schneeberger, Georg zum 2. Schützenmeister. Ebenso wurde unter den Schützenbrüdern der Gedanke laut, die Beschaffung einer Standarte. Durch rühriges Werben des Schützenbruders „Wittenzellner“ war Standartenschaft und Oberteil in Sicherheit.

Die gen. Verfassung am 22.12.1922 brachte die Wiederwahl der letztjährigen Schützenmeister: F. Fikentscher, G. Schneeberger.

Nun ging man mit Müh und Plag zur Beschaffung einer „Standarte“. Schützenbruder Wittenzellner erfand ein gediegenes Oberteil zu einer solchen, beschaffte Standartenschaft und ließ durch Herr Conservator Luber Skizze zur Standarte fertigen.

Dieselbe zeigt einseitig den Pfälzer Löwen in weißblau-gerautetem Feld und gelber Bordüre, andseitig den springenden Hirsch im Eichenlaubkranz mit Schild. Das Forum entschied sich für diese beiden Kommunale.

Schützenbruder Wittenzellner versprach sodann den Schützenbrüdern, die fertige Standarte zu stiften. Zugleich ward der Vorschlag erbracht, zu einer Fahn, so nach dem Vorbild der Landsknechte und der Zeit des „Dreißigjährigen Krieges“. Unter anderem wurde eine Skizze des Kunsthistorikers und Restaurateurs F.H. Zwerschina, dem Begründer des Wintzerer Fähndl’s gezeigt, welches die ungefähren Formen den Brüdern vor Augen führte.

Die Fahn soll: 2,76 m lang, 1,50 m breit mit einem kurzstieligem Schaft 0,40 m lang und einer guldinen Kugel als Spitze sein, in den Farben weiß und grün, in den oberen Ecken am Schaft in einem Geviert 45 cm die Fahnenbilder wie an der Standart beidseitig. Mit diesem Panier soll an bestimmten Festlichkeiten in der Luft ein 8er zu schlagen sein, das viel Arbeit, Müh und Plag verheißt.

Die Fahnennägel an beiden Seiten, das Fahnentuch von silbernen Fünfzgerl erstellet und mit jedwedem Nam der Schützenbrüder zu versehen, die Mitte vorne trägt den Schild unseres künftiges Protektors, die Ehrenmitglieder und die Schützenkönige, der untere Schaft trägt 2 Widmungsschilder der Stifter der Fahn mit nachfolgendem Text:

„Hoc erat in votis, in perpetuam memoriam“

(Dies war mein Wunsch zum ewigen Gedanken)
Felix Wittenzellner, A.D. 1923.

Am Schlusse der Feier konnte der 1. Büchsenmeister bringen, dass sich unser Allerhöchster Schirmherr persönlich an der Fahnenweihe beteiligen wird.

Die Fahnenweihe

Am 1. Juli 1923
Schon in früher Morgenstunde bei prachtvollem Wetter erschienen die ersten Schützenvereine.

S. Kgl. Hoheit Prinz Alfons von Bayern wurde vom Ehren-Büchsenmeister A. Ernst, 1. Büchsenmeister Hr. Fikentscher, 2. Büchsenmeister Gg. Schneeberger, dem Scharfrichter Felix Wittenzellner in seinem Palais „Prinzregentenstr. Nr. 1 per Kraftwagen abgeholt, und zum Spatenkeller verbracht, woselbst er von den bereits anwesenden Vereinen unter hellem Jubel empfangen wurde. Die Gilde kredenzte seinem Hohen Schirmherrn Frühstück in hellem Spatenbräu und Weisswürsten. Während dieser Zeit formierte sich der Festzug, den unser Hoher Kgl. Herr vom Zunftzimmer aus betrachten konnte. Sodann fuhr S. Kgl. Hoheit mit dem Komitee und verhüllter Fahne dem Zuge entlang, über den Bavariaring, Mozartstraße zur Bavaria, dort wartete bereits Herr Stadtpfarrer Schrallhammer mit 2 Offiziaten vor dem herrlich dekorierten Feldaltar. Die Fahne wurde enthüllt u. nahm vor dem Altar Aufstellung, der Platz um die Bavaria war von Turnern abgesperrt und für Ehrengäste und den Frauen der Gilde reserviert. Links vom Altar hatte der Gesangverein „Isarstadt“ und „Morgenstern“ Aufstellung genommen. Rechts und links der großen Freitreppe nahmen die Fahnen, Schützenkönige und Schützenmeister der verschiedenen Vereine Aufstellung, am Fuße der Treppe hatte die Kapelle der Polizeiwehr in neuer Paradeuniform mit Obermusikmeister Windisch Aufstellung genommen. Der freie Platz unterhalb der großen Freitreppe durch Mitglieder der Freiw. Feuerwehr Abt. 1 – Sendling abgesperrt und für geladene Gäste zugänglich.

Herrlicher Sonnenschein umflutete das ganze markige Bild, die Mutter Natur brachte uns seinen Jubel entgegen, während unser würdiger Stadtpfarrer die Fahne segnete, um sodann unter weihevollem Klange der Standmusik die Messe zu celebrieren. Während der Wandlung verkündeten Kanonenschläge den Höhepunkt der Handlung, die Fahnen senkten, Trommelwirbel setzte ein und im harmonischen Ausklang der Festmusik endete das „Ave Maria“ von Bach Gounod.

Der Gesangsverein „Isarvorstadt“ und „Morgenstern“ brachte sodann das Lied „Das ist der Tag des Herrn . . . von Hernes“ zum Vortrag.

Nach Beendigung der Messe begab sich Hochw. Herr Stadtpfarrer zum Mittelpodest der großen Freitreppe, um sodann in der gegenwärtig bedeutsamen Zeit eine markig gehaltene Rede an die Festteilnehmer zu richten.

Hierauf ergriff der 1. Büchsenmeister Herr Fritz Fikentscher das Wort, ermahnte zu getreuem Zusammenstehen in unseren harten Tagen und gedachte inmitten seiner Rede unseres bisherig größten vaterländischen Helden Schlageter, zum Gedenken aufgefordert, intonierte die Standmusik: „Ich hatt einen Kameraden“. Wohl kein Auge durfte in dieser Minute nicht nass gewesen sein. Das Ende seiner Rede klang aus in einem Hoch unseren „Allerhöchsten Protektor Sr. Kgl. Hoheit Prinz Alfons von Bayern“.

Am Schlusse der Feier ertönte nochmals Kanonensalut „Sr. Kgl. Hoheit verließen die Freitreppe und enteilte per Kraftwagen zu einer weiteren Feier nach Haidhausen. Unter Vorantritt der Festmusik formierte sich der Zug – an der Spitze die neue Fahne und unter hellem Jauchzen und Jubel ging der Zug der Bavariahöhe entlang zum Spatenkeller zurück. Auf der Höhe der „Alten Schießstätte“, bei lustigem Schlagen des Achters mit der Fahne brach dem Fähnrich der Schaft der neuen Fahne, doch mit dem Gedanken „Scherben bedeuten Glück“ zog die Gilde wohlgemut zu Ihrem Heim und gemeinsamen Mittagtisch.

Punkt 1 Uhr begann sodann das „Fahnenweihfestschießen“ – nachm. 4 Uhr „Festkonzert im Garten“. Bei Eintritt der Dunkelheit ward der Festball eröffnet. Jupiter Pluvius hatte jedoch kein Freud an all dem Tun und Treiben und schickte ein solennes Gewitter, recht und schlecht kampierten die Hirschen und Ihre Getreuen Gäste im Saale und wohl erst in früher Morgenstunde trennten sich die letzten nach dem schön verlebten Tag.

Das Festschießen nahm einen ebenfalls schönen Verlauf sowie die damit verbundene reichhaltige Preisverteilung. An die bestbeteiligten Gesellschaften wurden Erinnerungszeichen für die Schützenkette verteilt.

 . . . weiterer Auszug aus der Chronik „Die Hirschen“ – 1902 – 1933

Am 21. März 1928 wurde die Schützengilde „Die Hirschen“ München als e.V. im Vereinsregister eingetragen. Die Eintragung ist ein kostenloses Geschenk des 1. Büchsenmeisters F. Wittenzellner.

Fahnenweihe Endorf – 1928

Mit 6 Autos wurde die Fahrt nach Endorf zu unserer Patengilde angetreten, während eine Zahl von Schützenbrüdern sich der Eisenbahn anvertraute.

Am Eingang des Marktes waren Triumphbogen erstellt, eine Musikkapelle wartete der Dinge, die da kommen mußten. München war längst, ohne aufzufallen, am anderen Ende am Platze. Doch nicht lange und die Ankunft des Büchsenmeisters ward ruchbar geworden. Pünktlich rollten die 6 Wagen zum Ziel, und mit hohem Klang empfing das Viel-harmonische Kapellchen die Schützenbrüder. Quartiere waren auf Wunsch bereitgestellt und in stiller Beschaulichkeit bezogen worden. Der Abend versammelte sodann die Mitglieder beider Gesellschaften im Gasthof zur Wiederherstellung unserer leiblichen Bedürfnisse überantwortet waren. Gemütliche Unterhaltung und freudiges Wiedersehen alter Bekannten ließ die Stunden mit minütlicher Kürze enteilen, die herrliche Sommernacht verleitete auf der Terrasse noch nach Mitternacht zum Stillsitzen, während die etwas Jüngeren und wohl auch abenteuerlichen Schützenbrüder manch sonstig Gelass aufsuchten, um den bei solchen Festlichkeiten zu Tage tretenden sonstigen Gefühlen Erleichterung zu verschaffen, selbst Nachtwandler waren anzutreffen. Doch Freund Alkohol bezwang die Gemüter und in lauer Sommernacht träumten die Einzelnen, in den verschiedenen Pennaten dem Festmorgen entgegen.

Schon um 4 Uhr morgens rüttelte dröhnender Kanonenschlag die Schläfer aus bester Ruhe und nicht gar lange konnten die lieblichen Klänge der Viel-harmonischen vernommen werden. Die mit altgewohnten Klängen das Städtchen kreuz und quer durchzogen als wohlbeschallte Kapelle, Fußvolk und Autos durchzogen die Straßen, Leiterwagen mit bunten Fahnen und Tannengeschmückte, gefüllt mit Jung und Alt beiderlei Geschlechts, jauchzend und seelenvergnügt, gewärtigt der Dinge, die da kommen sollen. Da und dort wurde Standquartier bezogen, die Kapelle zog von und zum Lahnhof, um die Ankommenden zum Platze zu geleiten. Nach reichlichem Genuss von diversen Frühstücken, Bier und Wein, rüstete man sich allerorts zum Kirchenzug. Gar bald zog eine namhafte Reihe von Fahnen und Standarten zur Kirche, Fahnenmutter und Fahnenjungfrauen in geschmückten Landauern dazwischen, während die beiden Kanoniere auf naher Anhöhe Salut um Salut feuerte. Harmonisches Glockengeläute durchzog das schöne Gebirgsdörfchen. Am Prisberiterium hatte sich der gesamte Fahnenwald aufgestellt mit den zugehörenden Begleitern. Hochwürden Herr geistlicher Rat waltete seines Amtes und weihte das neue Banner der „Endorfer Schützen“. Vor der Kirche fand noch eine stille Trauerfeier zur Ehre der im Weltkriege Gefallenen statt.

Die Kirche verlassend fand sodann am Gasthaus zur Post im Freien die weltliche Feier statt. Nach der Übergabe der Fahne durch die Fahnenmutter, der Befestigung der gestifteten Fahnenbänder, Aufgerufen der Honoratoren und der Schützenmeister, der Befestigung der Fahnennägel, herzlichen Beglückwünschungen, schloss sich ein gemeinsames Festmahl an.

Um 2 Uhr war Aufstellung zum Festzug und nun zog der schöne Zug auf großem Wege durch den Markt. Ein markiger Fahnenjunker, betreut mit 2 bescherpten Schützenbrüdern führte, stolz einherschreitend, das neue Wahrzeichen der nunmehr glücklichen Endorfer Schützenschar. Allerorts mit Blumengebinden übersät, durchzog der stattliche Schützenzug das Städtchen, überall mit hellem Jubel begrüßt.

Das Ende war ein gemütliches Zusammensein im Garten des Gasthauses zur Post, dessen Wirt und Wirtin eifrigst besorgt war, all die nach Trank und Atzung lechszenden Gemüter zu befriedigen. Leider schlug die Abschiedsstund zu früh, doch konnten wir die Befriedigung mit nachhause nehmen, dass wir einem biederen und treuen Völkchen, treubayerischen Schießgesellen und dessen Bewohner des schönen Endorfs einige herzerquickende Stunden bereitet haben durch unsere Beteiligung und Übernahme der Patenschaft.

Schützenheil und Horri’doh auf weiteren Wegen.